Wer an einer Depression erkrankt ist, fühlt sich oft niedergeschlagen und ist nicht fähig, das aus eigener Kraft zu ändern. Für lange Zeit kann diese Stimmung unverändert bestehen, unabhängig von äußeren Umständen. Kleinste Erledigungen werden als ungemeine Last empfunden, Konzentration und Interesse lassen stark nach, damit einher gehen Schlaf- und Essstörungen. Angstzustände, Schuldgefühle bis hin zu Suizidgedanken können sich entwickeln.
Anzeichen: Schlechte Laune oder doch eine Depression?
Gerade leichtere Formen der Depression sind nicht immer eindeutig erkennbar: Die Symptome sind nicht „alarmierend“ und müssen auch nicht täglich auftreten. Je nachdem, welche Anzeichen vorliegen, überschneiden sich diese auch mit den Symptomen anderer Krankheiten, sodass eine Selbstdiagnose schwerfällt.
Nicht selten werden die Symptome als temporär und unwichtig eingeschätzt. Dazu kommt eine gesellschaftliche Stigmatisierung mentaler Krankheiten, wodurch die Überwindung, sich Hilfe zu suchen, größer wird. Doch Zeichen einer Depression sollten unbedingt ernst genommen werden; wenn sie über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen anhalten, besteht begründeter Verdacht. Suchen Sie Ihren Hausarzt, einen Facharzt oder einen Psychologen zur fachlichen Diagnose auf.
Anzeichen von Depressionen
Hauptsymptome
- Niedergeschlagenheit, Traurigkeit
- Antriebslosigkeit, Müdigkeit
- Freudlosigkeit, mangelndes Interesse
Zusätzliche Symptome
- Konzentrationsprobleme
- Schlafstörungen
- Mangelndes Selbstvertrauen
- Schuldgefühle
- Appetitlosigkeit
- Suizidgedanken, Selbstverletzung
Wenn im Verlauf von zwei oder mehr Wochen mindestens zwei Symptome aus beiden Gruppen auftreten, kann das ein Hinweis auf eine Depression sein. Allerdings lösen auch andere Krankheiten ähnliche Symptome aus, unter anderen Schilddrüsenerkrankungen, Eisenmangel oder Bewegungsmangel. Darum ist es wichtig, die Selbstdiagnose ärztlich bestätigen zu lassen. So können andere Erkrankungen ausgeschlossen werden und Sie erhalten die richtige Behandlung.
Jeder 5. Deutsche erkrankt einmal im Leben an einer Depression. Frauen sind dabei mindestens doppelt so oft betroffen wie Männer.
Ursachen: Wie entstehen Depressionen?
An der Entstehung eine Depression wirken viele Faktoren im Hintergrund. Die Depression selbst hat sowohl körperliche als auch psychische Ursachen und Auswirkungen, die sich gegenseitig bedingen.
Eine körperliche Ursache ist die genetische Veranlagung. Zwar gibt es kein isolierbares für die Krankheit verantwortliches Gen. Doch das Risiko für Depressionen steigt um ein Vielfaches, wenn bei Eltern oder Geschwistern auch eine Erkrankung vorliegt. In diesem Fall ist es besonders wichtig, Symptome ernst zu nehmen und sich untersuchen zu lassen.
Bei einer Depression verändert sich der Stoffwechsel im Gehirn. Normalerweise kommunizieren die Nervenzellen Reize über Botenstoffe untereinander. Diese Kommunikation funktioniert bei einer depressiven Person anders und beeinflusst ihr Denken, Wahrnehmen und Handeln.
Dieser neurobiologischen Seite der Depression wird mit Antidepressiva entgegengewirkt. Auch Psychotherapie und Elektrokrampftherapie wirken sich auf die Botenstoffe aus.
Auch psychosoziale Faktoren spielen als Auslöser eine Rolle. Traumatische Erlebnisse und Missbrauch können spätere Depressionen auslösen. Doch auch plötzliche Lebensveränderungen, sogar positive, können zum Auslöser einer Depression werden. Die Behandlung in diesen Fällen ist eine Psychotherapie.
Winterdepression
Als weiterer Faktor kann die Jahreszeit eine Rolle spielen. Gerade Herbst und Winter begünstigen eine depressive Episode. Als „Winterdepression“ oder auch „Winterblues“ bezeichnet man diese saisonal bedingte Depression. Konkreter Auslöser hierbei ist wohl das stark verminderte Sonnenlicht. Durch die geringere Produktion an Vitamin D kann der Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht geraten und eine depressive Stimmung zur Folge haben.
Eine gute Therapiemöglichkeit ist daher die Lichttherapie, bei der der Patient dem Licht einer Tageslichtlampe ausgesetzt wird. Die Länge einer solchen Lichtdusche hängt von der Helligkeit der Lichtquelle ab und kann zwischen einer halben Stunde bis zu mehreren Stunden variieren. Die Lichttherapie kann auch bei anderen Formen der Depression helfen. Vitamin D kann ebenfalls in Tropfen- oder Tablettenform eingenommen werden und ist in vielen Apotheken erhältlich.
Diagnose einer Depression
Wenn Sie Symptome an sich feststellen, lassen Sie sich auf jeden Fall vom Hausarzt untersuchen. Die Folgen von unbehandeltem Diabetes sind nicht zu unterschätzen.
Ab 35 Jahren sind alle Versicherten berechtigt, eine von den Krankenkassen bezahlte Grunduntersuchung bei ihrem Hausarzt durchführen zu lassen. Diesen Check-up 35 sollte jeder in Anspruch nehmen, da hierbei auch die Blutzuckerwerte bestimmt werden. Für Schwangere gehört seit März 2012 ein Blutzucker-Suchtest auf Gestationsdiabetes mit zur Schwangerenvorsorge.
Depressionen können verschiedene Phasen durchlaufen und fallen bei jedem Patienten individuell aus. Die Diagnose erfolgt nach dem ICD-Standard der WHO, ein internationaler Klassifikationsschlüssel für die medizinische Diagnosestellung. Nach diesem Standard werden Depressionen wie folgt eingeteilt:
- Schwere der Depression: Unterscheidung von leichter, mittelgradiger und schwerer depressiver Episode
- Die schwere depressive Episode kann mit und ohne psychotische Symptome auftreten.
- Dysthymie: Chronische Depression. Diese Form hält über mindestens zwei Jahre an; die Symptome sind aber weniger stark ausgeprägt als bei der depressiven Episode. Die Unterscheidung erfolgt je nach Schwere und Dauer in Dysthymie oder rezidivierende (wiederholte) Depression.
- Depressive Reaktion: Die Depression wird durch ein belastendes Ereignis ausgelöst; dazu zählen auch postnatale Depressionen.
- Organische Depression: Diese Depressionen werden durch eine körperliche Erkrankung hervorgerufen. Depressionen nach hormonellen Umstellungen zählen nicht dazu.
Sie haben den akuten Verdacht an Depressionen zu leiden, oder haben einen Bekannten, der Hilfe benötigt? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Sie können sich jederzeit anonym und kostenfrei an die offizielle Telefonseelsorge wenden unter der 0800/111 0 111.
Quellen
- Statistisches Bundesamt Destatis
- Deutsche Depressionshilfe
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