Person mit Neurodermitis kratzt sich am Arm

Neurodermitis (Atopische Dermatitis)

Es juckt, kratzt, ist trocken, gerötet und schuppt – die Neurodermitis, oder auch atopisches Ekzem genannt, ist für viele Betroffene eine harte Last. Eine Heilung für die chronische Hautkrankheit gibt es keine, dafür aber viele verschiedene Therapieformen. Hier erfahren Sie mehr zu Ursachen, Symptomen und Behandlung.

Was ist Neurodermitis?

Rund 10-20 % aller Kinder und circa 5 % der Erwachsenen leiden in Deutschland unter Neurodermitis (atopische Dermatitis, endogenes Ekzem, atopisches Ekzem genannt). Die chronische Hautkrankheit geht einher mit schubartigen Hautentzündungen, starken Juckreiz und mit Schuppen und Rötungen.

Symptome atopischer Ekzeme

  • sehr starker Juckreiz der Haut 
  • gerötete, teils nässende Stellen mit Blässchenbildung, teils im Gesichtsbereich und auf der Kopfhaut 
  • rote Herde mit Schuppen und Knötchen, oft im Gesicht, an den Gelenkbeugen und am Hals 
  • allgemein trockene Haut mit entzündeten, juckenden Stellen (Ekzeme) 
  • großflächige Vergröberung und Verdickung der Haut, erinnert an Elefantenhaut (Lichenifikation) 
  • bei Kindern: juckende, gerötete Haut, Milchschorf und Krustenbildung an den Außenseiten der Gelenke oder an den Beugefalten

Der typische Juckreiz begleitet hierbei jede Altersstufe und hält oftmals den ganzen Tag an. Besonders in ruhigen Phasen, wie z. B. nachts, wird er dabei verstärkt spürbar. Viele erkranken bereits im Säuglingsalter, wobei oftmals die Beschwerden bis zum Grundschulalter wieder abklingen. Im Erwachsenenalter verliert dann nochmal oft bis zu 70% der Neurodermitis-Betroffenen die Symptome und Beschwerden. Meistens haben jene aber lebenslang mit trockener und problematischer Haut zu kämpfen und neigen oft auch zu anderen Erkrankungen wie Heuschnupfen, Asthma oder Allergien.

Eine genaue Diagnose und Therapieverordnung sollte bei Verdacht immer durch einen Arzt abgeklärt werden, um andere Haut- oder Immunerkrankungen auszuschließen. Zudem können parallel zur Neurodermitis-Erkrankung Infektionen mit Antigenen wie Viren, Bakterien oder Pilzen erfolgen, da die Haut im akuten Reizzustand schlecht geschützt ist.

5% der Erwachsenen leidet an adoptischer Dermatitis

Ursachen der Neurodermitis

Der griechische Begriff Neurodermitis geht auf eine ursprüngliche Vermutung für die Ursache der Krankheit zurück. „Neuron“ heißt so viel wie Nerv, Derma steht für Haut und „-itis“ bedeutet Entzündung. Man ging also von einer Entzündung der Nerven aus, die die ungewünschten Hautprobleme auslöst. Das ist inzwischen widerlegt, weshalb viele Mediziner lieber die Begriffe „atopische Dermatitis“ oder „atopisches Ekzem“ verwenden. Damit wird die Überempfindlichkeitsreaktion, die ähnlich einer allergischen Reaktion ist, beschrieben.

Neurodermitis ist eine nicht ansteckende, erblich bedingte Hautkrankheit und liegt oftmals in der Familie. Wenn die Eltern zu atopischen Erkrankungen neigen (Neurodermitis, Heuschnupfen, Asthma, Allergien) besteht eine Wahrscheinlichkeit von etwa 60 bis 70 %, dass die Kinder ebenfalls erkranken.

Die genetische Veranlagung konnte inzwischen konkreten Genen zugewiesen werden, welche die Barrierefunktion der Haut und die damit verbundenen Immunzellen beeinträchtigt. Die bloße Veranlagung ist jedoch noch kein Garant für eine Erkrankung. Viel mehr geht man heute davon aus, dass die hohen Hygienestandards in unserer westlichen Gesellschaft dafür verantwortlich sind. In der sterilen und keimarmen Umwelt, in der viele Kinder aufwachsen, würde das Immunsystem nicht genügend herausgefordert und trainiert werden, weshalb der Körper sich quasi neue Ziele suchen müsse.

Bei Neurodermitis-Erkrankten liegt eine genetische Schwächung der Barrierefunktion der Haut vor. Dadurch ist die schützende Hornschicht rissig und neigt zur Austrocknung. So gelangen krankmachende Erreger (Antigene) leichter in den Organismus, die dann eine starke Immunreaktion des Körpers auslösen. Die Haut reagiert empfindlich, entzündet sich und juckt. 

Auslöser für Schübe

Die Auslöser für einen Neurodermitis-Schub sind sehr vielseitig und verschieden. Hier ein paar Umweltfaktoren, die das beeinflussen können:

  • trockene Haut, z. B. durch zu häufiges Waschen und das Benutzen zu aggressiver Seife 
  • wenn Allergene auf die Haut gelangen oder eingeatmet werden, wie z. B. Hausmilben, Pollen oder Tierhaare
  • Allergene in Lebensmitteln, wie z. B. Milch, Eier, Weizen, Nüsse oder Soja. Auch zu scharfes oder saures Essen
  • psychische Faktoren wie Stress, Trauer, Wut oder Schlafmangel 
  • Erkrankungen, wie Erkältung oder Grippe 
  • irritierende Chemikalien in Kleidung, Reinigungsmitteln, Duft- oder Konservierungsstoffe in Kosmetika
  • sehr kratzige, raue Wollkleidung 
  • Infektionen durch Bakterien, Pilze oder Viren (Antigene) auf der trockenen Haut 
  • Wetterfaktoren wie z. B. extreme Temperaturen, Trockenheit, feuchte Luft oder die Jahreszeit 
  • Gifte wie Tabak, Alkohol, Abgase oder Ozon

Die Auslöser für einen atopischen Schub können sehr vielseitig und verschieden sein. Früher ging man in erster Linie von psychischen Faktoren aus. Das liegt auch nahe, da psychische Belastungen wie Stress oder Angst Schübe auslösen können. Jedoch ist hier eine gegenseitige Wechselwirkung zwischen Neurodermitis und psychischen Wohlbefinden zu verzeichnen. Die Erkrankten leiden oftmals seelisch unter den Symptomen, schlafen unruhig oder machen sich Sorgen um ihr Erscheinungsbild. Besonders für Teenager und junge Erwachsene ist es nicht leicht, sich mit den Hautrötungen und -reizungen zu arrangieren. Dieser zusätzliche Stress begünstigt wiederum eine Verschlimmerung der Neurodermitis-Symptome.

Therapieformen für Neurodermitis

So vielfältig die Auslöser für atopische Ekzeme bzw. atopische Dermatitis sein kann, so vielseitig sind auch die unterschiedlichen Therapieformen für diese. Zwar ist Neurodermitis in dem Sinne nicht heilbar, aber die Behandlung der Symptome ist möglich. Dadurch können die beschwerdefreien Phasen verlängert und stabilisiert werden. In akuten Schub-Phasen helfen kortisonhaltige Salben, die sie in der Apotheke erhalten. Bei sehr schweren Schüben verordnen Ärzte meistens Kortison oder Immunsuppressiva zum Einnehmen. In jedem Fall sollte Kortison nicht dauerhaft eingenommen werden, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Vorbeugend wirken Feuchtigkeit spendende Salben wie z. B. von La Roche Posay, Avene oder Linola. Bei leichten Schüben können auch kortisonfreie Entzündungshemmer helfen, wie z. B. Schieferölpräparate, Gerbstoffpräparate oder Bufexamac.

Da es viele verschiedene Therapieansätze gibt und das Erkrankungsbild sehr unterschiedlich sein kann, ist es ratsam für die Betroffenen, selbst die für sich idealen Vorbeugungsmaßnahmen mit einem Arzt gemeinsam zu erarbeiten.

Hautpflege bei Neurodermitis

Neurodermitiker müssen besonders auf ihre Haut achten und sollten täglich rückfettende oder Feuchtigkeit spendende Cremes, Lotion und Salben nutzen. Die verwendeten Pflegemittel sollten frei von überflüssigen Konservierungsmitteln und Duftstoffen sein, um eine allergische Reaktion zu vermeiden. Nachts und auf besonders strapazierten Flächen helfen sehr fettreiche Produkte. Wer seine Pflegeprodukte zudem im Kühlschrank lagert, genießt einen zusätzlichen Kühleffekt gegen den Juckreiz.

Frau mit gesunder Haut trotz Neurodermitis

Kokosöl bei Neurodermitis

Für die Behandlung des atopischen Ekzems wird oft über Kokosöl diskutiert. Während zahlreiche Betroffene gerne Kokosöl bei Neurodermitis einsetzen, sprechen sich andere eher dagegen aus. Die Befürworter verwenden das wohlduftende Kokosöl, da es Entzündungserscheinungen und Juckreiz lindern kann, die bei Neurodermitis gehäuft auftreten. Verantwortlich für diesen Effekt ist der große Anteil an Laurinsäure, die eine entzündungshemmende und antimikrobielle Wirkung aufweist. Dünn auf die betroffenen trockenen Stellen aufgetragen, löst das rückfettende, feuchtigkeitsspendende Kokosnussöl Spannungsgefühle und sorgt für eine sofortige Beruhigung der Haut. Menschen, die Kokosöl bei Neurodermitis gerne nutzen, empfinden es als angenehm und leicht auf der Haut. Gerne wird Kokosöl auch mit Sesamöl oder anderen Ölen gemischt, um die positiven Eigenschaften verschiedener Öle kombiniert zu nutzen.

Kritiker von Kokosöl bei Neurodermitis greifen nicht gerne darauf zurück, da es nicht sehr tief in die Haut eindringen und die Atmung der Haut beeinflussen soll – und dies dazu führt, dass die Haut langfristig betrachtet sogar eher austrocknet. 

Ob Kokosöl bei Ihrer Neurodermitis positiv beeinflussend wirkt, testen Sie am besten vorsichtig selbst – auch in Absprache mit Ihrem Arzt. Wenn Sie sich für Kokosnussöl entscheiden, sollten Sie auf eine sehr hochwertig kaltgepresste Bio-Variante zurückgreifen, da hierfür Verfahren angewendet wurden, die sich schonend auf die Inhaltsstoffe wie Fettsäuren und Vitamine auswirken.

Duschen und Baden

Übermäßiges Duschen und Baden ist eher zu vermeiden und möglichst kurz und kühl zu halten, um die Haut zu schonen. Auch hier gilt: Möglichst schonende und rückfettende Duschgels und Badezusätze zu nehmen. Unmittelbar nach dem Abtrocken sollte man sich Eincremen, da die Haut zu diesem Zeitpunkt besonders aufnahmefähig für Wirkstoffe ist.

Juckreiz

Der Juckreiz ist für die meisten Neurodermitis-Patienten eine der ärgerlichsten Symptome. Die Behandlung der juckenden Haut hat daher besondere Priorität. Zudem schädigt das ständige Kratzen die Haut und verschlimmert die Symptome weiter oder kann Infektionen provozieren. Nachts im Schlaf kann unbewusst viel gekratzt werden. Dagegen helfen kurze Fingernägel. Besser als Kratzen ist es, die betroffene Stelle leicht zu massieren und mit sanften Drücken und Kneifen zu beruhigen. Feuchte Umschläge können ebenfalls temporär Abhilfe verschaffen.

Vermeidungsstrategie (Karenzen)

Es empfiehlt sich, die Krankheit stets gut im Auge zu behalten und genau zu verfolgen, welche Auslöser für einen Schub in Frage kommen. Viele Neurodermitiker können so im Laufe der Zeit einige Umwelteinflüsse identifizieren, die Symptome auslösen und diese bewusst im Alltag vermeiden. Dazu zählen beispielsweise bestimmte Pflegeprodukte, Waschmittel, Tierhaare, Milben, Lebensmittelzusätze, Pollen, Stoffe und vieles mehr. Sobald bestimmte Allergene konkret im Verdacht stehen, Symptome zu begünstigen, können diese von einem Arzt geprüft werden, um Gewissheit zu erhalten.

Ernährung bei atopischen Krankheiten

Nahrungsunverträglichkeiten kommen sehr häufig in unserer Gesellschaft vor. Viele Betroffene haben Probleme mit Nüssen, Milchprodukten oder Obstsorten, die sehr säurehaltig sind. Auch sehr scharfes Essen kann die Beschwerden begünstigen, weil die Hautdurchblutung angeregt wird. Manche Neurodermitiker berichten, dass Ihnen Heilfasten bei Ihren Symptomen geholfen hat. Hier erfahren Sie mehr darüber, wie Sie einen individuellen Ernährungsplan erstellen können.

Vorsorge bei Neurodermitis

Positive Erfahrungen haben viele Neurodermitiker mit Schulungen und Kuren gemacht. Das sensibilisiert den Umgang mit atopischen Erkrankungen und hilft auch den Eltern von Kindern besser auf die Symptome acht zu geben. Auf Antrag übernehmen sehr viele Krankenkassen die Kosten oder einen Teil davon.

Komplementärmedizin

In der alternativen Medizin gibt es viele weitere Therapieansätze, die zwar nicht alle lückenlos mit Studien belegbar sind, aber dennoch dem Wohlbefinden der Erkrankten guttun. Darunter:

  • Naturheilkunde: Eigenbluttherapie, Darmsanierung
  • Klimatherapie: Reise in Gebiete mit allergenarmer Umwelt, z. B. ins Bergische
  • Balneophototherapie: Mineralhaltiges Bad mit gleichzeitiger UV-Bestrahlung
  • Wechselbäder: Kneippsche Güsse 
  • Homöopathie 
  • Akupunktur 
  • Psychotherapie 
  • Hydrotherapie 
  • Traditionelle Chinesische Medizin

Anlaufstellen

  • Deutsche Haut und- und Allergiehilfe e.V.: Website
  • Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.: Website
  • Bundesverband Neurodermitis e.V.: Website
  • Deutscher Neurodermitis Bund e.V.: Website
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